Als meine Frau und ich uns 2003 entschieden, eine Wohn- und Arbeitsgemeinschaft zu gründen und damit das ‹Meisterstück› unseres Arbeitslebens anzugehen, standen vielfältige Fragen im Vordergrund. Die Hauptfrage lautete: Wie müsste eine ideale Kleininstitution für Jugendliche und junge Erwachsene gestaltet sein?
In den Diskussionen wurde uns bald klar, dass unser Konzept sich in wesentlichen Inhalten von den heutigen Heimkonzepten absetzt und eine neue Haltung propagiert. Wir wollten keine weitere klassische stationäre Institution sein. Ebenso wollten wir nicht von einem Kanton oder vom Bund Direktzahlungen, sei dies als Subventionen oder über einen Leistungsvertrag. Wir wollten uns mit unserem Konzept, die grösstmögliche unternehmerische Freiheit bewahren, damit wir möglichst flexibel Anpassungen vornehmen konnten. So kamen wir auf die fünf Säulen unserer zukünftigen Institution:
- Soziodiversität als eine Durchmischung von unterschiedlichen Anspruchsgruppen. Dies gilt nicht nur bei den BewohnerInnen, sondern zeigt sich auch in der Vielfalt der Mitarbeitenden bezüglich Berufsausbildungen, Alter, Interessen und Persönlichkeitsstrukturen;
- Konsequente Kleinheit mit maximal 8 bis 9 Plätzen;
- Wirksamkeit von konstanten, exemplarischen Beziehungen als Übungsfeld für die Jugendlichen. Das heisst: meine Frau und ich wohnen intern mit den Jugendlichen. Die Bezugspersonen müssen minimal eine 60% (besser 70% bis 100%) Anstellung eingehen und sind in einem festen, gleichbleibenden Wochenarbeitsverhältnis anwesend.
- Individualisierte Förderpläne, die ganz auf die selbst definierten Ziele der Jugendlichen ausgerichtet sind in allen Inhalten und Prozessen ihre persönliche Entwicklung im Zentrum haben.
- Keine Subventionen vom Bund oder einem Kanton. Subventionen im stationären Bereich schaffen mehrheitlich falsche Anreize und beschneiden die unternehmerische Freiheit zuungunsten von Abhängigkeiten.
Diese fünf Säulen als Grundlagen unserer Arbeit haben sich als tragfähig erwiesen. Was sich daraus in all den Jahren als pädagogisch bedeutsam entwickelt und zu unserem pädagogischen Konzept geführt hat, wird nun ausführlicher dargestellt.