Die Ergebnisse der Bindungsforschung lassen die Folgerung zu, dass stationäre Institutionen mehr oder weniger bindungsfördernde Strukturen aufweisen können. In Richtung von bildungsfördernden ‹idealen Strukturen› lassen sich folgende Bedingungen aufführen:
- kleine Institutionen – oder zumindest kleine Lebenseinheiten;
- familienähnlichen Strukturen, was durchmische Anspruchsgruppen impliziert;
- wenige, dafür möglichst konstant dauernde Betreuungspersonen (im Sinn einer geringen Personalfluktuation);
- wenige, dafür möglichst konstant anwesende Bezugspersonen, von denen idealerweise einige intern wohnen und ihr Leben mit den Kindern/Jugendlichen teilen.
In der Nacherziehung lautet die Grundfrage bei den Bindungs- und Beziehungsstörungen: Wie lassen sich unsichere oder gestörte Bindungsmuster von verhaltensauffälligen Kindern/Jugendlichen heilen? – oder bescheidener: in selbst- und sozial-verträgliches Beziehungsverhalten umgestalten?
Wenn Politiker:innen, Vorstandsmitglieder von stationären Institutionen und Institutionsleiter:innen auf solche Fragen Antworten finden wollen, müssen sie die Ergebnisse der Bindungsforschung anwenden. Dies wiederum würde bedeuten, dass sie in vielen Fällen dringliche Anpassungen an ihren Konzepten vornehmen müssten.