6.5 Fazit und Ausblick

Die Ergebnisse der Bindungsforschung lassen die Folgerung zu, dass stationäre Institutionen mehr oder weniger bindungsfördernde Strukturen aufweisen können. In Richtung von bildungsfördernden ‹idealen Strukturen› lassen sich folgende Bedingungen aufführen:

  • kleine Institutionen – oder zumindest kleine Lebenseinheiten;
  • familienähnlichen Strukturen, was durchmische Anspruchsgruppen impliziert;
  •  wenige, dafür möglichst konstant dauernde Betreuungspersonen (im Sinn einer geringen Personalfluktuation);
  • wenige, dafür möglichst konstant anwesende Bezugspersonen, von denen idealerweise einige intern wohnen und ihr Leben mit den Kindern/Jugendlichen teilen.

In der Nacherziehung lautet die Grundfrage bei den Bindungs- und Beziehungsstörungen: Wie lassen sich unsichere oder gestörte Bindungsmuster von verhaltensauffälligen Kindern/Jugendlichen heilen? – oder bescheidener: in selbst- und sozial-verträgliches Beziehungsverhalten umgestalten?

Wenn Politiker:innen, Vorstandsmitglieder von stationären Institutionen und Institutionsleiter:innen auf solche Fragen Antworten finden wollen, müssen sie die Ergebnisse der Bindungsforschung anwenden. Dies wiederum würde bedeuten, dass sie in vielen Fällen dringliche Anpassungen an ihren Konzepten vornehmen müssten.