Die von Schmid et al. (2013) in 64 stationären Institutionen der Schweiz durchgeführte Befragung bei 420 Kindern und Jugendlichen ergibt einen Anteil von 80% stationär platzierten Kindern und Jugendlichen mit mindestens einem traumatischen Erlebnis. Davon geben 49% drei oder mehr traumatische Erlebnisse an (Beschreibung der Studie und Ergebnisse siehe Kap. 9.5). Zu ähnlichen Ergebnissen kommen frühere Untersuchungen aus Deutschland. Jaritz et al. (2008) kommen auf 75% traumatische Lebensereignisse bei Kindern und Jugendlichen in der stationären Jugendhilfe. Schmid u.a. haben vor ihrer Studie in der Schweiz in Deutschland die In der ‹Ulmer Heimkinderstudie› wurden Kinder und Jugendliche aus 20 Institutionen der Jugendhilfe in Süddeutschland untersucht. 81% dieser Kinder und Jugendlichen wiesen mindestens ein traumatisches Erlebnis auf (Schmid 2007).
Traumatisierende Erlebnisse hinterlassen unverarbeitete Eindrücke im Gedächtnis. Es sind eigentliche psychische Verletzungen, die als Bilder im Kind leben, im Fühlen und Denken schmerzen. Deshalb baut sich das Kind um diese Verletzungen einen Kokon oder eine Schutzmauer. Bei Jugendlichen hatte ich oft das Bild, dass sie diesen Schutz zu einer gepanzerten Festung ausgebaut haben. Ob nun Kokon oder Panzer: Beide dienen dem Schutz und dem Überleben. Es wirken immer mehrere Faktoren im Hintergrund, die auffälliges Verhalten bewirken, aufrechterhalten, erhärten und als sinnvoll rechtfertigen. In der pädagogisch-therapeutischen Situation ist es unsere Aufgabe, diesen Schutz ernst zu nehmen und erst dann dafür zu sorgen, dass wir im zwischenmenschlichen Kontakt neuartige Erfahrungen ermöglichen, welche die bestehende traumatisierte Kopplung von negativen Erfahrungen mit bestimmten Gefühlen ersetzen.