Kennen Sie die Geschichte Roald Amundsen und Robert Falcon Scott? Beide machten sich 1911 auf den Weg zum Südpol. Während Amundsen sein Ziel erreichte und sein Team in die Zivilisation zurückführte, kam Scott auf dem Rückweg vom Südpol samt Mannschaft ums Leben.
Neben der Frage nach dem Erfolg ist die nach den Methoden und Modellen mindestens ebenso interessant. Scott und Amundsen verfolgten zwar das gleiche Ziel, ihre Expeditionen waren jedoch sehr unterschiedlich. Einige Beispiele: Amundsen setzte auf Hunde, um die Schlitten zu ziehen. Das hatte er bei den Eskimos gelernt. Scott dagegen nahm Ponys mit, die nur langsam vorwärtskamen, da sie im Schnee einsanken. Ausserdem hatte er Motorschlitten dabei, die damals noch nicht ausreichend getestet waren und unter den extremen Bedingungen bald defekt und nutzlos waren. Bei der Kleidung setzte Amundsen auf Mäntel, Mützen, Handschuhe, Hosen und Schuhe aus Seehundfell. Scotts herkömmliche Segeltuch-Kleidung war viel weniger kältefest. Amundsen markierte seinen Weg regelmässig, um sich nicht zu verlaufen. Scott verzichtete auf Markierungen. Ausserdem hatte Scott mehr als dreimal so viele Männer in seinem Team wie Amundsen, aber nur ein Drittel von Amundsens Proviant.
Die beiden Unternehmen hatten zwar das gleiche Ziel, führten ihr Vorhaben aber völlig unterschiedlich durch und gingen verschiedene Wege um ihr Ziel zu erreichen.
Ebenso verhält es sich auch in der Nacherziehung: es gibt verschiedene Wege und Methoden um mit verhaltensauffälligen Jugendlichen zu arbeiten. Selbstverständlich benötigen wir die Jugendgefängnisse und die verhaltenspädagogisch ausgerichteten Institutionen der Nacherziehung. Aber neben diesen Institutionen benötigen wir heute eine Vielzahl von zusätzlichen Institutionen, die von ihren Konzepten her vor allem kleiner und konsequent auf das jugendliche Individuum ausgerichtet sind.